BAYREUTHER ZEITLUPE

Verlag für Ortsgeschichte



 
Die Dammallee-Promenaden, Markgraf Friedrichs vergessener Stadtpark

Erinnerungen an die Dammallee Promenaden
Wie Markgraf Friedich 1740 den Unteren Graben seiner Residenzstadt Bayreuth in einen Park verwandeln ließ und daraus im 19. Jahrhundert ein neues Stadtviertel entstand.

Wilfried Engelbrecht:
Die Dammallee-Promenaden, Markgraf Friedrichs vergessener Stadtpark.
104 S., farbig illustriert, ca.120 Abb., 17/24 cm; 12 Euro.
Bitte bestellen Sie das Buch in Ihrer Buchhandlung (ISBN 3-9809625-0-4) oder direkt beim Verlag per eMail: bayreuther-zeitlupe (Versandkosten: 2,50 Euro)


MARKGRAF FRIEDRICHS VERGESSENER STADTPARK
Die Geschichte erzählt davon, wie Markgraf Friedrich zur Hochzeit seiner einzigen Tochter die hochfürstliche Residenzstadt auf Hochglanz bringen wollte, und wie ihm dabei ein Schandfleck im Stadtbild von Bayreuth am ärg- sten ins Auge stach: der Untere Stadtgraben. Diese einst sehr wichtige Verteidigungszone der alten Stadtbefesti- gung war unter Friedrichs Regierung, als Bayreuth über seine mittelalterlichen Grenzen hinaus zu wachsen be- gann, nur noch eine sumpfige, stinkende Brache, einer Residenz vom Range Bayreuths unwürdig. Das Ödland sollte und musste bis zum Einzug der Hochzeitsgäste in einen blühenden Park verwandelt worden sein.


Als die Grünanlage mit ihren Weihern, Alleen und Gärten schließlich (mehrere Jahre verspätet) fertig geworden war, wollte Friedrich die drei Dammweiher wieder zuschütten und darauf einen Exerzierplatz anlegen lassen.
Bei Beseitigung der Weiher hätte die Bürgerschaft jedoch einen schönen, später hochgerühmten Stadtpark verloren, vor allem aber ihren „kostbarsten Schatz“, ihr Brau- und Lösch- wasserreservoir. So erhob sich Protest. Durch den plötzlichen Tod von Markgraf Friedrich kam das Projekt 1763 zum Erliegen. Ab 1780 wurde die Anlage grundlegend umgeformt und der neuangelegte Dammweiher zur „Lust- schifferei“ genutzt, ermöglicht durch ein übriggebliebenes Schiff vom 1775 trockengelegten Brandenburgier See.

Nach dem Untergang der fränkischen Fürstentümer in den Wirren der napoleonischen Kriege wurde Bayreuth 1810 zur bayerischen Kreishauptstadt erhoben. Der mark- gräfliche Stadtpark verwandelte sich in Bayreuths erste kommunale Grünanlage. Nicht von selbst und nicht von Anfang an, denn zunächst hatte der Magistrat den Damm- weiher vom Königreich Bayern als „Feuerweiher“ gekauft. Dank der Stadtgärtnerei sowie einer Bürgerinitiative, die ein Pärchen Schwäne vom Thurnauer Schlossgarten auf den Dammweiher umgesiedelt hatte, entwickelte sich die heruntergekommene Grünanlage allmählich in ein bieder- meierliches Freizeitidyll. Die Gartenwirtschaft der Witwe Rosine Krämer, 1833 eröffnet, rundete das Ensemble ab.


Das Ende der alten Grünanlage kam mit Einführung der Gasbeleuchtung. Die Abwässer der Gasfabrik verdarben Trink-, Gieß- und Waschwasser der Dammalleeanlieger und sammelten sich in solcher Menge im Weiher, dass alle Fische starben und „unerträglicher Gestank jeden Aufenthalt im Freien verleidet.“ So hielt man es für das Klügste, das Gewässer zu verschütten und auf dem Neuland „die schönste Straße der Stadt“ zu errichten. Das Bayreuther Tagblatt kanzelte 1863 das Vorhaben als „verblendetste Idee“ ab. Aber weder der Appell gegen das Fällen der Bäume, noch die Warnung vor „Verdammung durch künftige Gene- rationen“ konnten das Ende der historischen Promenade verhindern. Innerhalb eines Jahrzehnts war auf der Fläche des zugeschütteten Weihers ein neues Stadtviertel entstanden.