Julius Frank

Das Leben eines deportierten Bayreuther Juden

Von Tobias Sticht, Christian Heim und Hartmut Fischer
Schüler der Klasse 11c des Graf-Münster-Gymnasiums in Bayreuth
November 2001
 

1. Allgemeine Daten
• Julius Frank wurde am 12. Juli 1888 in Bayreuth geboren.
• Seine Eltern hießen Max und Karoline Frank, geborene Wertheimber.
• Er hatte eine wahrscheinlich ältere Schwester (Marianne)
• Der Vater war von Beruf Kaufmann und hatte ein Damen- und Herrenausstattungsgeschäft in der Opernstr. 16 (heutiges Operncafe).
 

2. Kindheit
Über die Kindheit ist uns leider gar nichts bekannt. Da diese Zeit aber weit vor dem Judenhass des Dritten Reiches war, ist anzunehmen, dass er eine normale Kindheit mir seiner Schwester verbringen konnte!
 

3. Jugend
Im Alter von 13 Jahren trat er in die Königliche Kreis-Realschule Bayreuth (jetzt Graf-Münster-Gymnasium) in die Klasse I a ein. Er besuchte alle Klassen (II b. III, IV, V, VI), ohne eine Jahrgangsstufe wiederholen zu müssen! Im Juni und Juli des Jahres 1907 unterzog er sich der Abschlussprüfung (= Realschul-Absulotorium) und hat diese bestanden. Aus der Bemerkung seines Abschlusszeugnisses lässt sich schlussfolgern, dass er ein fleißiger und stets bemühter Schüler war, dessen Verhalten „den Satzungen entsprechend war“. Probleme hatte er in der deutschen Sprache und in Teilen der Mathematik. Diesen Leistungen standen jedoch gute Noten in anderen Fächern gegenüber, wie zum Beispiel in zwei modernen Fremdsprachen (Englisch und Französisch; jeweils „gut“). Statt des Zeichenunterrichtes hatte er „Handelsfächer“, in welchen er auch gute Leistungen brachte! Daraus kann man schlussfolgern, dass er evtl. seinem Vater nacheifern wollte und auch den Beruf „Kaufmann“ angestrebt hat. Vom Sportunterricht war er „dispensiert“, d.h. freigestellt. Das lässt auf eine Art körperliche Beeinträchtigung schließen. Im Juli 1907 verließ er die Schule.
 


(Schularchiv Graf-Münster-Gymnasium Bayreuth)
 
4. Berufsleben
Im August des folgenden Jahres, also 1908, ist er laut Meldeunterlagen nach München gezogen. Seine Schwester, die mittlerweile einen Herrn Rosenzweig geheiratet hatte, begleitete ihn. Ob auch seine Eltern umgezogen sind, konnten wir nicht herausfinden, da die notwendigen Informationen leider nicht mehr vorliegen. Im Jahr 1912 wurde er von der Militärbehörde in München gemustert und als untauglich zum Militärdienst eingestuft! Grund hierfur ist sicherlich der gleiche, der zur Dispension vom Sportunterricht in der Schule führte. Ebenfalls im Jahr 1912 hat er eine Ausbildung bzw. ein Studium zum „Leitenden Kaufmännischen Angestellten“ beendet und führte in der Zeit von 1912 bis 1941 mehrere Kleinwaren-Geschäfte (z.B. ein Textiliengeschäft) in München.
Was die Familie seiner Schwester und seine Eltern gemacht haben, ist uns nicht bekannt. Julius Frank war nicht verheiratet!
 
 
(Staatsarchiv München - Polizeidirektion)


5. Deportation

Nach der Machtergreifung Hitlers im Jahr 1933 musste Julius Frank am 20. November 1941 mit anderen Deportierten (auch seine Schwester und deren Mann) einen Zug nach Riga (Lettland) besteigen. Laut neuesten Informationen wurde dieser Zug aber kurzfristig umgeleitet und kam nie in Riga an! Die Juden wurden nach Kaunas (russ. Kowno), in Litauen, ca. 200 km südlich von Riga gebracht. Diese Region war erst wenige Monate vorher während des Angriffskrieges gegen die Sowjetunion von den Deutschen eingenommen worden. In Kaunas befand sich zu dieser Zeit sicher kein Hauptvernichtungslager, sondern evtl. ein Neben- oder Außenlager. Julius Frank wurde dort am 25. November 1941 von einem Einsatzkommando ermordet. Es ist davon auszugehen. dass auch seine Schwester dort den Tod fand. Von den Eltern ist uns nichts bekannt!
 

Quellen

Textquellen
• Schularchiv Graf-Münster-Gymnasium Bayreuth
• Stadtarchiv Bayreuth
• Einwohnermeldeamt Bayreuth
• Stadtarchiv München (Gewerbe-Arisierungen)
• Buch. „Verzogen, unbekannt, wohin“ Pendo Verlag Zurich. Herausgeber: Stadtarchiv München im Jahr 2000
• Buch: „Kristallnacht. Gewalt die Münchner Juden im November 1938“ S. 187-190, München 1998. Heusler/Weger

Weitere Quellen
• Staatsarchiv München (Polizeidirektion)
• Institut für Zeitgeschichte in München

Bildquellen:
Zeugnis:
Schularchiv Graf-Münster-Gymnasium Bayreuth
Kennkarte:
Staatsarchiv München (Polizeidirektion)